Küken-Brüterei löst Erdgas-kessel mit effizienter Hochtemperatur-Wärmepumpe ab.
Seit etwas über einem Jahr kommt die Küken-Brüterei Van Hulst in Veldhoven (Niederlande) ganz ohne Erdgas aus. Zweistufige Wärmepumpen liefern nun die Wärme und Kälte zum Temperieren der Hühnereier. Durch den Einsatz natürlicher Kältemittel und den Betrieb mit Solarstrom ist die neue Lösung klimafreundlich – und senkt die Energiekosten um ca. 30.000 Euro jährlich.
Innovativ und Einzigartig
Cees Horrevorts, Geschäftsführer der Küken-Brüterei Van Hulst, mag keine halben Sachen. Wenn Investitionen anstehen, sollen sie nachhaltig sein – und dies im doppelten Wortsinn, nämlich langlebig und umweltfreundlich. Diese Prämisse galt auch, als der Ersatz der alten Wärmeanlage anstand. Die ausgedienten Erdgas-Kessel (2 x 220 kW) sollten durch eine neue, klimaschonende Technik ersetzt werden. Zugleich wünschte er eine Leistungserhöhung, um für eine Werkserweiterung vorbereitet zu sein: Während heute rund 1,1 Millionen Eier je Woche ausgebrütet werden, soll der Durchsatz mittelfristig auf über 1,4 Millionen Eier wöchentlich steigen.
„Wir wollten eine moderne Lösung, die den künftigen Anforderungen gewachsen ist, die wir lange einsetzen können und die möglichst klimafreundlich arbeitet“, sagt Horrevorts. Eine Wärmepumpe sollte es werden; eine mit natürlichen Kältemitteln mit geringem Treibhauspotenzial (GWP).
Mit der Servex Koel- en Vriestechniek B.V. aus dem niederländischen Heibloem hatte Horrevorts den idealen Partner für sein Vorhaben. Servex besitzt über 40 Jahre Erfahrung im Kälteanlagenbau und hat sich vor etwa fünf Jahren auf Anlagen mit natürlichen Kältemitteln spezialisiert.
Der Brüterei war das Unternehmen bereits aus früheren Projekten bekannt. Trotz der vielen Referenzanlagen mit natürlichen Kältemitteln, die Servex vorweisen kann, ist jedes Projekt anders.
Auch die Wärmepumpenanlage für Van Hulst ist einzigartig. „Es ist die größte Wärmepumpe mit natürlichen Kältemitteln, die wir bislang gebaut haben“, berichtet Wil Kerkhof, der den Familienbetrieb Servex zusammen mit seinem Bruder Marcel in der zweiten Generation leitet. Vielleicht sei es sogar die größte Wärmepumpe ihrer Art in den Niederlanden, ergänzt er. Eine weitere Besonderheit: Sie liefert Wärme auf dem ungewöhnlich hohen Niveau von ca. 80 °C.
Van-Hulst-Chef Horrevorts erläutert, weswegen so viel Wärme bei so hoher Temperatur benötigt wird: „Um die tagfrischen Eier auszubrüten, müssen wir sie in den ersten sieben Tagen auf 38 Grad Celsius aufwärmen. Dies geschieht mithilfe großer Zentrallüftungsanlagen. Außerdem benötigen wir sehr viel heißes Wasser, um hygienische Bedingungen im Werk sicherzustellen.“
Wärme- und Kältebedarf beim Brüten
Während die Hühnereier in der ersten Woche Wärme benötigen, ist in der zweiten und dritten Woche ihre Kühlung erforderlich. Dann entwickeln die Embryos in den dicht liegenden Eiern so viel Eigenwärme, dass diese von den Klimaanlagen abgeführt werden muss, um die ideale Bruttemperatur von 38 °C zu halten. Dazu liefern die neue Wärmepumpe oder die bereits bestehenden Kaltwassererzeuger 14 °C kühles Wasser an die Klimazentralen.
Aufgrund des zeitgleichen Bedarfs von Wärme und Klimakälte ergibt sich eine günstige Energiebilanz für die Wärmepumpe, denn mit dem für sie eingesetzten Strom lassen sich beide Medienkreisläufe bedienen. Schon alleine dadurch arbeitet sie effizienter als die Kombination aus Gaskessel und Kaltwassererzeuger. Dazu kommt, dass Gaskessel je Kilowattstunde Brennstoff nur eine knappe Kilowattstunde thermische Energie bereitstellen konnte. Die Wärmepumpenanlage hingegen liefert für jede eingesetzte Kilowattstunde Strom ein Mehrfaches an thermischer Energie.
Abgesehen von einem Plus an Energieeffizienz strebte Van Hulst angesichts des bevorstehenden Kapazitätsausbaus eine Steigerung der thermischen Leistung von ehemals 440 kW auf nun 550 kW (bei 80 °C Vorlauftemperatur) an. Zudem forderte der Auftraggeber den einwandfreien Betrieb in dem sehr weiten Bereich von minus 20 °C bis plus 38 °C Außentemperatur.
Betrieb meistens in Teillast
Zur Sicherheit überwacht das Servex-Team den Betrieb der Anlage per Fernzugriff auf die Regelungstechnik. Bislang arbeitete die Wärmepumpe tadellos, auch bei den Rekordtemperaturen des Sommers 2018. „Das einzige Ereignis in den letzten Monaten war eine Warnung für den Öldifferenzdruck“, sagt Kerkhof. Dies erforderte nur einen Check des Ölfüllstandes und des Fühlers, dann lief die Anlage wie gewohnt weiter.
Meistens arbeitet nur eins der drei Wärmepumpensysteme. Kerkhof: „Bei dem aktuellen Wärmebedarf genügt die Leistung einer der drei Wärmepumpen, um 80-grädiges Wasser bereitzustellen, selbst bei nur minus zehn Grad Außentemperatur.“ Ähnlich sieht es beim Kühlbetrieb aus: Bereits eine Wärmepumpe kann den Lüftungszentralen das 14 °C kühle Wasser mit bis zu 200 kW Leistung liefern. Die drei Wärmepumpen laufen daher im Wechsel. Die von Servex per Vertrag zugesicherte Betriebsdauer von zehn Jahren sollten die Wärmepumpen somit einfach übertreffen.
Was die Energieeffizienz angeht, ist es noch zu früh, konkrete Aussagen zu treffen. Laut Plandaten sollten die jährlichen Energiekosten rund 30.000 Euro geringer ausfallen als früher, da kein Erdgas mehr benötigt wird und die Kaltwassererzeuger weniger intensiv genutzt werden. Die Mehrkosten der Wärmepumpenanlage im Vergleich zu neuen Erdgas-Kesseln werden sich also in angemessener Zeit amortisieren – zumal Van Hulst wegen des Innovationswerts der Anlage Gelder aus dem DEI-Programm (Duurzame Energie Initiatieven / Nachhaltige-Energien-Initiative – ein Programm der niederländischen Agentur für Unternehmen RVO) erhalten hat. Etwa die Hälfte der Mehrinvestition wurde durch diese Förderung abgedeckt.
Van-Hulst-Geschäftsführer Cees Horrevorts ist sehr zufrieden mit der neuen Wärmepumpenanlage: „Wir können nun vollständig auf den fossilen Energieträger Erdgas verzichten. Und unsere Wärmepumpe arbeitet zu hundert Prozent CO2-neutral, denn seit jüngstem setzen wir für ihren Betrieb selbst erzeugten Solarstrom ein.“